mein Urlaub
Argeles sur mer - Leben wie Gott in Frankreich

Wie Wenige von Euch wissen, war ich kürzlich zwei Wochen in Argeles sur mer, einem sehr schönem Urlaubsort direkt am Mittelmeer in Südfrankreich. Da leider viele (vor allem jüngere) Menschen scheinbar nur noch Mallorca und Co. zu kennen scheinen, wollte ich Allen, die zur Abwechslung mal etwas Ruhe, Kultur und Erholung suchen dieses wunderschöne Fleckchen Erde kurz vorstellen.

Wie kommt man an das südfranzösische Mittelmeer? Wer im südlichen Teil unseres Landes lebt, müsste eigentlich geteert und gefedert werden, wenn er an die Nordseeküste fährt. Menschen, die wie ich aus dem hohen Norden Deutschlands kommen, haben zunächst eine beschwerliche Autoreise über deutschlands Autobahnen senkrecht von oben nach unten durch die Kasseler Berge vorbei an Frankfurt, bis es im untersten Winkel dann schliesslich fast unbemerkt über die Grenze geht. Sofort befindet man sich auf mindestens dreispurigen, hervorragenden Autobahnen mit nahezu wenig Verkehr oder höchstens vereinzelnd. Hektik, Staus, Lärm und Dreck an den Seiten sind in diesem Land eher Fremdwörter. Warum? Sind die Franzosen etwa die besseren Menschen? -Das wäre zwar auch eine Möglichkeit, aber nach wenigen Kilometern wird dieser wunderbare Zustand jedem Autofahrer klar. Automaten für jede Fahrspur und eine Schranke versperren den Weg - es muss für eine Weiterfahrt ein »Ticket« gezogen werden. Dieses Ticket öffnet nicht nur die Schranken, sondern es kostet nach einer gewissen Fahrstrecke bares Geld in Form von Euro. Auf unserer Reise durch Frankreich kamen uns vier, solcher Automaten mit entsprechenden Kassen am Ende einer solchen Maudzone. Unsere Fahrt führt an vielen kleinen und mittelgroßen Städten vorbei, von denen einem manche Stadtnamen zumindest ein Begriff ist. In Lion kann es dann gerade zu der Mittagszeit etwas enger auf der Autobahn werden. Um die Stadt zu entlasten, führt dieser Teil der Autobahn kostenlos durch Frankreich. Auch durch Frankreich geht es pfeilgerade nach unten und immer der Nase nach. Irgendwelche Routenplaner braucht es nicht, -ab und zu einen Blick auf einen Autoatlas tut es vollkommen.

Durch Staus und den dadurch hervorgerufenen Stress brauchten wir rund 20 Stunden, bis wir von Verden (zwischen Bremen und Hannover) dann endlich in Argeles sur mer am Mittelmeer ankamen. Für die Autobahngebühr waren wir knapp über 50 Euro ärmer. Das ist zwar für eine Straßenmitbenutzung eine Menge Geld, - aber ich glaube, das war es uns wert, denn das Fahren auf den Autobahnen in diesem erstklassigen Zustand war ermüdungsfrei und kein Vergleich zu den überfüllten, verdreckten, sauerstofflosen Autobahnen in Deutschland. Auch an allen Raststätten konnte man deutlich merken, wofür das Geld eingesetzt wurde (im Gegensatz zu unserer »Ökosteuer«).

Gemietet war für zwei Wochen ein kleiner Bungalow auf Rädern, der sehr groß und ordentlich war. Er bestand aus vier Zimmern und hatte alles, was das kurze angenehme Leben so brauchte - war damit eigentlich idealer, als ein kleines Hotelzimmer. Auf dem Platz gab es einen riesigen Swimmingpool mit Palmen und glücklicherweise erstaunlich wenig Chlor. Ein kleiner Supermarkt war genauso ansässig, wie ein gut sortierter Kiosk. Ein französisches, gut aber teures Restaurant gehört ebenso dazu, wie ein kleine Kneipe, in denen alle Spiele der Fussball-WM live gezeigt wurden. Dem Gebrülle nach morgens hätte man meinen können, dass einige Urlauber nur hergekommen sind, um alle Spiele auch ohne Premiere sehen zu können.

Am Nachmittag waren wir gut angekommen und erkundeten sofort die rund 100 Meter Weg zum endlosen Sandstrand des Mittelmeeres. Es war herrlich, neben uns rakten beeindruckend die Pyrenäen in die Höhe - eine ganze Bergkolonie, von denen die Höchsten sogar schneebedeckt in der Sonne schimmerten. Diese Berge zu unserer Rechten bildeten gleichzeitig die Grenze zu unseren temporären Nachbarn, den Spaniern. Mit einem Schnellboot hätte man in kurzer Zeit einen Abstecher nach Mallorca machen können, was uns aber nicht ein einziges Mal in den Sinn kam.

Vor uns schwabbte nun das Mittelmeer zur Begrüßung mit großen Wellen den nackten Füßen entgegen. Der Strand ging nach rechts direkt in die Standt von Argeless und das schöne und neu gebaute Hafengebiet. Rechts ab ging es dann immer weiter in die Einsamkeit, perfekt, wenn man auch noch in der Hauptsaison nicht auf dem Badehandtuch des Nächsten liegen möchte. Wir nahmen, wie es sich in Frankreich so gehört eine gute Flasche Rotwein zur Begrüßung mit und schlossen somit an diesem Abend Freundschaft mit diesem idyllischem Fleckchen Erde.

Bei offenem Schlafzimmerfenster konnte man nachts ausser den zirpenden Grillen noch die Brandung hören. Der Bungalow war mit Moskitonetzen versehen, so dass man es sehr gut aushalten konnte. Als allabendlicher Schlummertrunk diente ein immer wieder anderer Rotwein aus der breiten französischen Palette und als kleiner Absacker noch ein Ricard mit Cola und dicken Eiswürfeln. Wäre ich länger, als zwei Wochen in Frankreich geblieben, so hätte ich heute wahrscheinlich ein Alkoholproblem. Absolut fantastisch war jede Malzeit in dieser Gegend - die Franzosen wissen wirklich, was schmeckt. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel, so gut und so verhältnismäßig günstig gegessen. Dinge, die bei uns zu den teureren Leckereien gehören oder die man bei uns wegen fehlender Qualität und Frisch gar nicht erst probieren würde, waren dort ein wahres Kunstwerk. Ein Armeleutessen wie hier Pommes und Currywurst, waren dort mit Wein verfeinerte Muscheln. Ja, auch ich bin nicht so der Muschelfan, da mir diese zu sehr muffig nach Meer schmecken. In Collioure musste ich aber so eine Schale einfach mal probieren, da der Kellner unentwegt herumrannte und die meisten Gäste damit versorgte. So nahm eine riesige hohe Schale mit Muscheln und einer Portion Pommes die komplette Tischbreite ein - nur mein obligatorisches Glas Wein passte noch daneben. Die Muscheln schmeckten unbeschreiblich und ich war hinterher wirklich satt. Aber auch Scampi, Gamba und andere Meeresfrüchte waren auf der Karte für wenig Geld zu haben. Mein reich gefülltes Muschelgericht kostete übrigens 9,- Euro und wenn Ihr mal in Collioure seit, dann probiert das einmal aus - auch wenn Ihr sonst im Leben nie Muscheln essen würdet!

Nur eine Autostunde entfernt von Argeless liegt die Burgenstadt »Carcassone«. Ein Streifzug durch diese mittelalterliche Stadt lohnt sich immer. Die kleinen Gassen vermitteln das Leben zu frühen Zeiten. Leider wurde auch aus dieser schönen Stadt eine touristische Hochburg gemacht mit vielerlei Krimskramsläden, Cafes und Brasserien. Nachmittags füllen sich die schmalen Gassen dadurch mit wahnsinnig vielen Menschen unter denen ich nur wenig waschechte Franzosen vermutet habe. Wo sich Gelegenheit anbietet, lohnt es sich, eine Festungsmauer hoch zu klettern, um von oben in die Landschaft rings um die alte Burgenstadt übersehen zu können. Es bot sich uns ein malerisches Bild auf verschiedenfarbige Weinfelder und viele ältere Häuser, die von sich her Gemütlichkeit und etwas Verschlafenes ausstrahlten.



Auch den höchsten Berg der Pyrenäen haben wir versucht zu erklimmen, leider kommt man ohne Hilfe nicht einmal die Hälfte der über 2000 Meter hoch und diese Hilfe mit Geländewagen scheint man erst in der Hauptsaison zu bekommen. Immerhin konnten wir im höchsten ansässigen Dorf noch kurze Rast einlegen und den impulsanten Ausblick geniessen. Das kleine Bergdorf hatte die Zivilisation auch scheinbar nicht erlebt, - eine alte Pferdetränke und die uralte Kirche aus Felssteinen waren Zeugen einer schönen Vergangenheit.

Auch eine riesige Grotte kreuzte unseren Heimweg zum Bungalow. Auch so etwas bekommt man hier in dieser Größenordnung nie zu Gesicht. Umzingelt von farblich beleuchteten Stalagmiten und Stalagtiten schien man durch eine völlig andere Welt zu tapsen. Manche Stalagmiten hatten den Anschein, als würden sie einem ihre ganze Jahrhunderte lange Geschichte erzählen wollen. Durch die gewaltigen Berggewölbe halte eine leise einlullende Musik, um den Besuchern das gewaltige Klangspektrum zu verdeutlichen. An manchen Tagen finde Konzerte statt. Wir haben uns etwas über eine Stunde aufgehalten, um dann der Sommersonne draußen wieder entgegenzublicken.

Südfrankreich hat viel hügelige Landschaft, auf der fast nur Wein und Oliven wächst. Das liegt an dem steinigen Boden. So wie wir uns Tannen und ähnliches in den Garten pflanzen, kaufen sich dort die Menschen Palmen und schneiden sie sich ihren Vorstellungen entsprechend zurecht. Schaut man etwas weiter in die französischen Gärten, so stellt man schnell fest, dass viele Menschen auch privat Weinreben, Zitronen- und Orangenbäume, Olivenbüsche und ähnliches anpflanzen, - so wie es bei uns eben Pflaumen, Äpfel und Kirschen gibt. Sogar Spargel wird angebaut, üblicherweise grüner Spargel. Der Weisse ist viel seltener und dann teuer zu kaufen.

Das ganze französische Leben spielt sich draußen auf der Strasse ab. Selbst ich habe nicht einen einzigen Gedanken an Computer, Fernseher oder Videorecorder verschwendet. Natürlich gibt es auch sicherlich in Südfrankreich Elektronikfans, aber sie befinden sich dort in der Minderheit. Überhaupt scheint die Technik im Land erst relativ spät Einzug gefunden zu haben. An älteren Häusern gehen alle Leitungen und Rohre üblicherweise außen an der Wand entlang. Bei uns gar nicht denkbar! Abends sitzen überall die Franzosen draussen beieinander, trinken etwas, erzählen viel oder spielen irgendwelche Brettspiele oder bestaunen irgendwelche Touristen.

Wir fahren durch die Berge erneut zu dem wunderschönen Collioure, in dem schon Picasso und einige andere berühmte Maler eine Weile verbracht haben, um sich neu zu inspirieren. Zum einen war mir gleich klar, dass ich hier wunderbare Nachtaufnahmen mit meiner Nikon machen könnte und zum anderen wollten wir uns noch weiter in dem kleinen Irrgarten schmaler Gassen mit etlichen Künstlerateliers aufhalten. In einer Kneipenmeile tobte das Leben. Geschäfte machten erst zu, wenn nichts mehr los war und das konnte spät werden. Beleuchtete Brücken, Aussichten direkt in die Hafenbucht und die Felsklippen zur Meerseite hinaus liessen den kleinen Ort im Tal umzingelt von den Pyrenäen malerisch aussehen. Auf den Bergen wacht ein Schloss und auf einem anderen Berg daneben eine Windmühle über Collioure. Sehr empfehlenswert ist das kleine Lokal, deren Hauptgeschehen sich zwischen der wenig befahrenen Hauptstrasse und der Hafenbucht abspielte. Hier hatten wir auch die Muscheln gegessen. In etwa kann man genauso per Webcam jederzeit direkt in den Hafen sehen, wie wir beim essen. Man sitzt etwas weiter rechts unter Palmen und es spielte sogar ein französischer Straßenmusikant auf seiner Gitarre. Unter folgender Webadresse könnt Ihr unseren Ausblick sehen -leider nur einen kleinen Teil.
http://www.cg66.com/webcamimg/camcollioure.jpg

Fährt man durch Collioure hindurch, so kommt auf der rechten Seite bald ein kleiner Friedhof. Einen französischen Friedhof sollte man sich ruhig mal ansehen. Es ist erstaunlich, wie wichtig und wertvoll den Franzosen das letzte Lebenskapitel erscheint. Es werden kleine eigene Gebetshäuser gebaut und prunkvoll verziert. Fotos und Geschichten von den Toten berichten über deren Leben. Auch hundert Jahre alte Grabstellen werden scheinbar ständig gepflegt. Friedhöfe haben oft eine Lage am Hang mit einem wunderbaren Ausblick.



Kaum ist man über der spanischen Grenze, erscheinen einem die Häuser auch gleich ein wenig anders. Sie sind etwas zweckmäßiger und eher schlicht gebaut. An der Hauptstrasse gibt es mehrere große Bootshäuser, in deren mehrgeschößigen Schaufenstern vom Rennboot bis zur Luxusjacht alles zu haben ist. Man stelle sich unsere Autohäuser vor, nur dass statt dessen Boote zu sehen waren.

Auch bereits Argeless hat eine interessante Stadt, die jedoch leider komplett auf Tourismus eingestellt ist. Hier gibt es zwei kleine Shoppingstrassen mit allerlei Schnickschnack, Klamotten und Restaurants - alles natürlich nur wenige Meter vom Strand entfernt. Der Strand muss übrigens regelmäßig gesiebt werden, da das Meer fast nur Steine ans Land schwemmt. Es lohnt sich bei einem Bad im Meer etwa 10 Meter zu schwimmen, oft kommen dann Sandbänke, so dass man dort auf weichem Sand gehen kann, was stellenweise wegen der Steine nicht möglich ist. In der Urlaubshauptsaison wird aber viel getan, damit der Strand Bilderbuchreif ist.

Wenn Ihr nicht zu den Weintrinkern gehört - auch das Bier ist sehr gut geniessbar. Im Hafen von Argeless gab es sogar Maßkrüge mit herrlich frisch Gezapften. Für den kleinen Hunger gibt es an jeder Ecke eine Pizzaria. Wenn möglich, solltet Ihr aber dennoch die Umgebung erkunden, da man in Argeless nicht wirklich französisches Leben vermittelt bekommen kann.

Abends spielen viele Livebands und Discos gibt es auch genügend - es ist für wirklich jeden etwas dabei. Ob zu Pferd im Wasser oder in der Luft - alle Sportaktivitäten sind versammelt. Funbikes und Motorräder können günstig gemietet werden.

Eine Delikatesse ist der französische Kaffee, der anders als bei uns in Deutschland nicht aus den billigen Robusta-Bohnen (Coffea canephora) zusammengemixt wird, die schön lange haltbar sind und nicht so empfindlich bei der Röstung, sondern aus der edleren Arabicá-Sorte (Coffea Arabicá). Und diesen gewaltigen Unterschied merkt man so gewaltig, dass ich in Deutschland zurück sofort im Internet auf Importsuche gegangen bin.

In der Nacht vor unserer Abreise habe ich dann am Strand im Sand schlafen wollen, um den Sonnenaufgang bewaffnet mit Fotoapparat nicht zu verpassen. Eine Nacht direkt am Meer, - das habe ich mir auch schon an der Ostsee gegönnt und ich kann es jedem empfehlen, der gern mit den Sternen über sich und der Brandung vor sich einschläft - ein schönes Erlebnis. Zügig war das Auto wieder gepackt bis unter das Dach. Zum Glück hatten wir eine Klimaanlage, die uns unerwartet auch in Deutschland gute Dienste leisten musste, als wir am wärmesten Sommertag diesen Jahres zurückfuhren. Diesesmal ohne Stau oder sonstige Vorkommnisse und so erreichten wir nun die Heimat fix und fertig nach 15 Stunden.

Aber warum ich überhaupt zurück gekommen bin, weiss ich bis heute noch nicht genau.

Und wer jetzt ein wenig auf den Geschmack gekommen ist, dem kann ich noch den Link:
http://www.rpsn.de/villa-rosina/
empfehlen. Klickt dort auf die Schaltfläche »Umgebung« und Ihr könnt Euch viele weitere Fotos ansehen und nützliche Tipps holen.

Das war mein Urlaub in Argeless sur mer in Südfrankreich. Ich hoffe, ich konnte Euch für ein paar Minuten mitnehmen. Berichtet doch einmal von Eurem Urlaub.

Erholsame Tage allen, die das noch vor sich haben. Euer
Cord Hagen
HIGGINS
CordHagen@as-x.de